Angebot "eine Farce": Aktivisten bitten um Gespräch, doch Storck lehnt ab

Halle. Die E-Mail an die Firma Storck geht am Sonntagabend raus. Etwa drei Wochen, nachdem Mitglieder und Freunde der Bewegung Fridays for Future Altkreis Halle ihr Klimacamp am Steinhausener Wald aufgeschlagen haben. Und während sie über eine Online-Petition, mit der sie zum Boykott von Storck-Produkten aufrufen, zu dem Zeitpunkt etwa 77.000 Unterstützer-Unterschriften verzeichnen können, zeigen sie sich gesprächsbereit. Die Aktivisten schreiben: &bdquo;Wie Sie wissen und wir ja auch schon des Öfteren kundgetan haben, sind wir (...) mit Ihren Plänen, den Steinhausener Wald zu roden, um noch mehr Flächen zu versiegeln und zu bebauen, nicht einverstanden." Und weiter: &bdquo; (...) Da wir sehr an einer friedlichen und klimaverträglichen Lösung interessiert sind und einen persönlichen Austausch über die momentane Situation wichtig fänden, möchten wir Sie mit zwei bis drei Verantwortlichen Ihrer Firma zu einem gemeinsamen Gespräch in unser Camp einladen. Zu diesem Gespräch werden wir auch Vertreter*innen der Menschen aus dem Wald einladen. Wir hoffen auf Ihr freundliches Erscheinen (...)." &bdquo;Ein irreführendes Bild und falsche Informationen in Textform" Nun, zu diesem Treffen wird es nicht kommen. Dr. Bernd Rößler, Unternehmenssprecher von Storck, antwortet den Mitgliedern der Bewegung Fridays for Future Altkreis Halle auf deren Einladung ausführlich. Seine Quintessenz fällt eindeutig aus: &bdquo;(...) Sie haben sich dazu entschieden, mit einem irreführenden Bild des Waldstücks und weiteren falschen Angaben in Textform sowie einer insgesamt täuschenden Darstellung der Erweiterungsplanung gegen Storck zu agitieren und dabei zum Boykott unserer Produkte aufzurufen. Auf dieser Grundlage ein Gesprächsangebot zu formulieren, ist eine Farce. An einer solchen Inszenierung werden wir uns nicht beteiligen." Lesen Sie auch: Rodung des Steinhausener Waldes: Petition soll Storck zum Umdenken bewegen |HK+ Zuvor berichtet Dr. Rößler in seiner Mail davon, dass sich ein Teil derer, die die Petition unterschrieben hätten, mittlerweile an Storck gewandt habe. &bdquo;Wir haben uns daraufhin um vollständige Information bemüht. An einer Auswahl der daraufhin erhaltenen Reaktionen lassen wir Sie teilhaben." Und dann zitiert der Storck-Sprecher: "Petition voreilig unterschrieben" &bdquo;Vielen Dank für die schnelle Antwort. Es hat uns sehr geholfen und daran sieht man wieder, doch alles zu hinterfragen und alle Seiten anzuhören. Damit sind auch meine Bedenken vom Tisch." Und: &bdquo;Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich fürchte, ich habe die Petition etwas voreilig unterschrieben. Mit diesem Wissen hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht. Ich habe an die jungen Leute von FfF geschrieben, mit der Bitte, diese Informationen zu berücksichtigen." Sowie: &bdquo;Vielen Dank für Ihre gute Antwort. Das stellt doch den Sachverhalt in einem anderen Licht dar, wenn die Firma schon so viel zu Umweltschutzmaßnahmen beigetragen hat." Die Informationen, die Storck an die Unterzeichnenden der Petition weitergeleitet hat, werden in der Mail an Fridays for Future Altkreis Halle ebenfalls aufgeführt: &bdquo;Die Erweiterung des Betriebs soll zum größten Teil auf einer Fläche erfolgen, die Storck seit Ende der 1950er Jahre selbst aufgeforstet hat. Die im Umfeld des Betriebs zu Storck gehörenden Waldflächen summieren sich auf 120 Hektar. Diesen Waldflächen stehen 6 Hektar gegenüber, die von Fällarbeiten für die Betriebserweiterung betroffen sind. Aktuell sind nur 13 Prozent der in Halle zu Storck gehörenden Flächen versiegelt, 66 Prozent hingegen sind Waldflächen und weitere 21 Prozent sind landwirtschaftliche Bereiche, Grünflächen und Gewässer." Storck hebt Aufforstung hervor Ebenso werde Storck im Zuge der Betriebserweiterung ein als Gewerbegebiet ausgewiesenes Waldstück mit einer Größe von 5,3 Hektar an der Margarethe-Windthorst-Straße dauerhaft für die betriebliche Nutzung aufgeben, so dass es auch zukünftig Wald bleiben wird. &bdquo;Er ist Teil einer insgesamt 13 Hektar umfassenden Waldfläche, dem naturschutzfachlich eine höhere Güte als dem Erweiterungsbereich zugeordnet wird." Lesen Sie auch: Wann beginnt die Rodung? Aktivisten demonstrieren weiter gegen Storck-Pläne Storck hebt die Aufforstung von Ausgleichsflächen in einem Umfang von zirka acht Hektar hervor, die mit der Betriebserweiterung einhergehe. Und verweist nicht zuletzt auf die Verlegung des Laibachs: &bdquo;Damit kann das Gewässer zukünftig auf ganzer Länge offen gestaltet werden, um Durchlässigkeit für Fische und Amphibien herzustellen. (...) Für die Anlage des neuen Bachlaufs müssen auf einer Fläche von zirka einem Hektar einzelne Gehölze gefällt werden. Die Randbereiche des neuen Bachlaufs werden anschließend durch Neuanpflanzungen wieder aufgeforstet und als Auenlandschaft entwickelt. Im Ergebnis bleiben diese Bereiche weiterhin Waldflächen." Wie sieht ein Kompromiss aus? Für Tobias Rüter und die Anhänger von Fridays for Future sind das alles nur &bdquo;altbekannte Argumente", die den von ihnen erhofften Dialog nicht voranbrächten. &bdquo;Wir hatten uns gewünscht, dass sie kommen", sagt Tobias Rüter. &bdquo;Wir wollten im Gespräch gemeinsam eine Lösung finden, gemeinsam einen echten Kompromiss suchen, wo die Situation so verhärtet, so verfahren ist." Denn bislang sei man ja noch gar nicht aufeinander zugegangen. Wie für FFF ein solcher Kompromiss aussehen würde? &bdquo;Das könnte eine Mischung aus allem sein", sagt Tobias Rüter. &bdquo;Dass wir beispielsweise über den Vorschlag des BUND sprechen, den Bach an der Stelle, wo er jetzt verrohrt ist, auf der Wiese mäandrieren zu lassen." Ebenso sollte die Gruppe &bdquo;Kritische Bürger für Halle" gehört werden, die sich um die Parkflächen sorge. &bdquo;Es wird immer gesagt, dass ein Parkhaus gebaut wird, aber das taucht in keinem Bebauungsplan auf", sagt Rüter. Gerne hätte die Gruppe mit Storck-Vertretern über Themen wie &bdquo;klimaneutrale Produktion" gesprochen oder die Frage, warum keine Photovoltaik-Anlagen für die neuen Produktionsgebäude geplant seien. Im Gegenzug könnte man sich beispielsweise vorstellen, die aktuell fast 80.000 Unterzeichnenden der Petition aufzurufen, ihre Unterschrift zurückzunehmen. &bdquo;Wir haben von Storck noch nie ein Gesprächsangebot bekommen" &bdquo;Aus unserer Sicht spiegelt die Reaktion von Storck einfach, dass man nicht wirklich kompromissbereit ist", erklärt Tobias Rüter. Um dann anzufügen: &bdquo;Wir haben von Storck noch nie ein Gesprächsangebot bekommen." Lesen Sie auch: Akute Rodungsgefahr? Aktivisten campieren erneut am Storck-Wald |HK+ Storck verweist unterdessen auf die Stadt Halle, den Kreis, die Bezirksregierung und den Regionalrat: All diese demokratisch legitimierten Instanzen hätten sich mit der Erweiterungsplanung sehr intensiv auseinandergesetzt. Und alle seien zum Ergebnis gelangt, dass die konkrete Planung als Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie gut vertretbar sei. Und erklärt gegenüber Fridays for Future Altkreis Halle: &bdquo;Uns ist bewusst, dass die überaus breite und demokratisch legitimierte Zustimmung bei Ihnen weder Anerkennung findet noch zur Bereitschaft führt, die Ergebnisse des Willensbildungsprozesses zu akzeptieren."

Meistgelesen

Zu fremd für den Teutoburger Wald? Kritik an neuen Bäumen in Borgholzhausen

Storck-Gelände in Werther entwickelt sich vom Sorgenkind zum Vorzeigeobjekt

Özdemir: «Das grüne Herz unseres Landes gerät aus dem Takt»

Waldbrände in Südkorea weitgehend eingedämmt

Stadt Halle entfernt Blütenpracht vor Haus Brune: Das sind die Gründe Jahrzehntelang wuchs eine Blauregenpflanze in der Innenstadt und verschönerte die Optik eines Fachwerkhauses. Nun ist sie weg, entfernt vom Bauhof. Gesprächsthema für die Menschen in der Stadt.

Die große Online-Zufriedenheitsumfrage für OWL: Mitmachen und gewinnen Jetzt mitmachen bei #bd...

Stadt Halle entfernt Blütenpracht vor Haus Brune: Das sind die Gründe Jahrzehntelang wuchs eine Blauregenpflanze in der Innenstadt und verschönerte die Optik eines Fachwerkhauses. Nun ist sie weg, entfernt vom Bauhof. Gesprächsthema für die Menschen in der Stadt.

Die große Online-Zufriedenheitsumfrage für OWL: Mitmachen und gewinnen Jetzt mitmachen bei #bd...