Halle„Etikettenschwindel und unglaubliche Tricks": Experte kritisiert Storck-Pläne

Die Fridays-For-Future-Gruppe hat zum dritten Mal einen Waldspaziergang veranstaltet. 30 Teilnehmer informieren sich über den Storck-Erweiterungsplan.

Ekkehard Hufendiek

Dietmar Althoff ist bei einer Bielefelder Behörde seit vielen Jahren mit Gewässerrenaturierungen beschäftigt. Da er weder Anwohner noch Politiker ist, argumentierte er laut seiner Angabe alleine in der Sache. - © Ekkehard Hufendiek
Dietmar Althoff ist bei einer Bielefelder Behörde seit vielen Jahren mit Gewässerrenaturierungen beschäftigt. Da er weder Anwohner noch Politiker ist, argumentierte er laut seiner Angabe alleine in der Sache. © Ekkehard Hufendiek

Halle. „So eine Planung ist mir in meiner fast 35-jährigen Praxis nicht vorgenommen", sagt Dietmar Althaus. Der Diplom-Ingenieur der Landespflege beschäftigt sich beruflich viel mit der Renaturierung von Fließgewässern. Er arbeitet in Bielefeld für das Umweltamt. Die Verlegung des Laibachs scheint ihn nicht nur zu wundern, sie scheint ihn zu verärgern. Dabei ist er weder Betroffener noch Politiker. Er argumentiere aus rein fachlicher Sicht, teilt er den Teilnehmern mit.

Die Erweiterungspläne der Firma kritisiert er heftig: „Mit unglaublichen Tricks" werde ein Bachlauf „gekünstelt" in ein Bachbett gezwungen, das so in seiner natürlichen Form niemals entstanden wäre. Zweimal müsse der Laibach beispielsweise dem Plan nach eine 90-Gradkurve nach links und wenig später eine 90-Grad-Kurve nach rechts vollziehen. Den Laibach außerdem noch „ganz woanders hinzulegen" und das Ganze zusätzlich als eine Ausgleichsmaßnahme für die Storck-Erweiterung anzurechnen, sei „Etikettenschwindel", fügt Althaus hinzu.

Weil der Laibach laut Plan zudem ein erhöhtes Bett bekommen soll, äußert Hartmut Lüker vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ähnliche Bedenken: „Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, dass der Laibach nach der Umlegung in Trockenjahren Wasser führen wird." Wenn das Schloss Tatenhausen kein Wasser mehr bekomme, seien dessen Tage gezählt, sagt er lapidar. Am Ende des etwa 90-minütigen Spaziergangs appelliert er an die vier teilnehmenden Ratsleute: „Lassen Sie sich nicht mit Eile zu Beschlüssen hinreißen."Er verstehe nicht die Eile, mit der Politik und Verwaltung den Flächennutzungsplan auf den Weg bringen wollen.

„Das hier wird alles platt gemacht"

Hartmut Lüker vom BUND erläutert die naturräumlichen Konsequenzen des Erweiterungsvorhabens der Firma Storck. - © Ekkehard Hufendiek
Hartmut Lüker vom BUND erläutert die naturräumlichen Konsequenzen des Erweiterungsvorhabens der Firma Storck. (© Ekkehard Hufendiek)

Den gleichen Ton hat zuvor der ehemalige Förster Aloys Tenkhoff angeschlagen. Auf dem Steinhäuser Weg, mitten im Wald zeigt er auf die großen Buchen und die alten Ahornbäume: „Das hier wird alles platt gemacht." Zudem sei der Wald als Gunstraum für das Klima anzusehen. Das heißt, er liefert nicht nur die Luft zum Atmen, sondern auch angenehme Kühle in heißen Jahren. Ein Erlenbruchwald als Feuchtbiotop werde zerstört. Der Lebensraum von Vogelarten wie Eisvogel oder Kleiber werde versiegelt. 13 Fledermausarten müssten weichen. „Können wir uns das leisten, für ein paar Bonbons und ein paar Arbeitsplätze mehr?", fragt Tenkhoff.